Das Reise-Lazarett auf Bali

Wenn Touristen mit Verbänden und Pflastern übersäht sind und durch die Straßen laufen fragen die Einheimischen meist nur noch: „Und wo hattest DU deinen Rollerunfall?“. Denn vor allem auf den Inseln in Thailand und Indonesien verunglücken jeden Tag oft mehrere Touristen, die den halsbrecherischen Verkehr und die schlechten Straßenverhältnisse nicht gewohnt sind. Auch ich musste das jetzt miterleben: Bei Alisa, mit der ich im Moment unterwegs bin.

Wir hatten uns nach fünf schönen Tagen von der größten Gili-Insel Trawangan wieder in Richtung Bali aufgemacht. „Eineinhalb Stunden mit dem Speedboot“ war die Ansage der Reederei. Letztendlich warteten wir zwei Stunden darauf, dass es überhaupt erstmal los ging und waren dann fast drei Stunden auf dem Wasser. Danach ging es per Minibus weiter in den Süden von Bali.

Nach acht langen Reisestunden sind wir endlich im Homestay angekommen und waren halb verhungert. Also haben wir uns direkt einen Roller ausgeliehen und sind zur Pizzeria gefahren. Allerdings hatten wir beide kaum noch Bargeld dabei. Da der Hunger und der Durst meinem Kreislauf zu schaffen machten, brauchte ich erstmal eine Stärkung, bevor ich mich wieder hinters Lenkrad setzen wollte. Deswegen machte sich Alisa alleine mit dem Roller auf den Weg zum Geldautomaten. Die Pizza kam nach zwanzig Minuten, Alisa allerdings nicht … Auch nach einer dreiviertel Stunde war von ihr noch nichts zu sehen.

Mittlerweile war es dunkel geworden. Ich ahnte schon, dass etwas nicht in Ordnung war, konnte das Restaurant aber nicht verlassen, weil ich kein Geld hatte um das Essen zu bezahlen. Außerdem hatte ich dort WLAN und war für Alisa zu erreichen, falls es nötig war. Also wartete ich weiter …

Nach eineinhalb Stunden hielt ich es dann aber doch nicht mehr aus: Ich fragte den Kellner, ob ich auch morgen bezahlen könne, weil ich mir Sorgen um meine Freundin machte und sie gerne suchen würde. Das war für ihn gar kein Problem, mehr noch: Innerhalb von wenigen Minuten hatte die gesamte Belegschaft der Pizzeria einen Suchtrupp gebildet und wollte mir helfen. Gerade als wir aufbrechen wollten, es war mittlerweile halb acht am Abend, kam Alisa ins Restaurant gestiefelt. Sie wurde von zwei Männern begleitet. Ihre kurze Jeanshose war zerissen, voller Dreck und getrocknetem Blut. Am linken Ellenbogen trug sie einen Verband, am Kinn ein Pflaster und an den Armen und Beinen hatte sie große Schürfwunden: Ein Rollerunfall, ich hatte es geahnt.

Rollerunfall

Alisa war zum Geldautomaten gefahren, hatte noch schnell getankt und war bereits auf dem Rückweg zu mir in die Pizzeria als mal wieder ein Auto hinter ihr hupend zum Überholen ansetzte. Sie wollte das Überholen erleichtern und fuhr weiter nach links, übersah dabei im Dunkeln allerdings einen riesigen Sandhaufen. Die werden hier jeden Tage alle paar Meter zusammen gekehrt aber nie wirklich abtransportiert. Auf diesem Sandberg rutschte Alisa aus und stürzte. Viele Einheimische und Autofahrer, die hinter ihr fuhren, waren sofort zur Stelle, leisteten Erste Hilfe und brachten sie zum Arzt. Alisa hatte viel Glück und war auch schlauer als viele sehr naive Touristen hier: Sie hat einen Helm getragen, der sie vor schlimmeren Verletzungen geschützt hat.

Ein Kellner und ein Koch aus der Pizzeria haben uns dann netterweise nach Hause gefahren. Auf dem Weg sahen wir, wie Einheimische den Sandhaufen weg schaufelten. Alisas Unfall war bereits der Fünfte innerhalb weniger Tage an dieser Stelle, erzählten sie uns.

Lazarett 1

Da ich auch nach drei Wochen immer noch mehrmals am Tag Tropfen gegen meine Ohrenentzündung nehmen muss, geben wir zwei gerade ein skurriles Bild ab: Eine Mumie und eine, die ständig ihren Kopf schräg hält während die Tropfen einwirken, egal ob am Strand oder im Restaurant.

Ein Reise-Lazarett! 😉

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