Erster Eindruck: Kambodscha

Good News: Man hat mich tatsächlich nach Kambodscha einreisen lassen 😉

Neun Stunden dauert die Fahrt mit dem Bus von Bangkok nach Siem Reap. Neun Stunden, die man perfekt für ein ausgedehntes Nickerchen nach einer durchzechten Nacht in Bangkok nutzen könnte … Allerdings nicht, wenn der Busfahrer – ganz typisch für Thailänder – so unfassbar gute Laune hat und lacht wie Ernie. Erinnert ihr euch an diese Krkrkrk-Lache? Da muss man automatisch die ganze Zeit mitlachen, auch wenn man kein Wort versteht.

Wenn man es dann doch mal schafft einzunicken, wird man regelmäßig sanft von der Bushupe geweckt. Denn es gibt viele Gründe zu hupen: Wenn zu viele andere Autos die Straße nutzen, wenn der Witz des zweiten Busfahrers wieder besonders gut war oder auch wenn die Landschaft toll aussieht und alle mal gucken sollen …

Am Grenzübergang von Thailand nach Kambodscha geht es zu wie auf der Wiesn. Ich hatte ja gehört, dass die Abwicklung dort eine Stunde dauert. Aber ich dachte eine lange Schlange wartender Autos sei daran Schuld. Nein, die ganze Prozedur ist es …

Zuallererst wollen dir irgendwelche schrägen Typen den Pass abnehmen sobald du aus dem Bus aussteigst. Unser Fahrer hat uns zum Glück vorher minutenlang in seinem gebrochenen Englisch den selben Satz eingetrichtert: „Just walk, don’t pay, keep your passport and telephone and money. Just walk, don’t pay …“

Du läufst also erst mindestens einen Kilometer zu Fuß zu einem Checkpoint, wie wir ihn auch in Europa haben. Der nette Beamte dort sagte sogar „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“. Danach geht die Tour allerdings weiter: Nach weiteren 100 Metern empfangen dich Zollbeamte auf weißen Plastik-Gartenstühlen mitten auf der Straße und wollen, dass du dein Visum ausfüllst. Dabei werden alle persönlichen Daten abgefragt. Unsere Gruppe wurde dabei getrennt, sodass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich gerade noch den offiziellen Weg durchlaufe oder Kriminellen meine Daten mitgebe. Gott sei Dank war alles richtig. Allerdings wird hier auch die Visagebühr von 35$ fällig zzgl. 5$ Strafe wenn du kein Passfoto dabei hast. Das sind umgerechnet rund 4,50€. Ich war vorbereitet und hatte eines dabei, aber: Ich sollte trotzdem 100 thailändische Baht zahlen. Das sind etwas mehr als 2,50 €. Warum, das konnte oder wollte mir die Dame vom Zoll nicht beantworten. Wie auch immer du es also machst: Du zahlst 😉

Mit dem ausgefüllten Visa-Zettel geht man dann noch mal weiter durch endlose abgesteckte Gänge auf der Straße, bis zum eigentlichen Einreisepunkt. Dort erhält man dann den Stempel und darf glücklicherweise den ganzen Weg wieder zurück zum Bus laufen. Freunde: Das geht auch einfacher 😉cambodia4

Die Taschen und Rucksäcke wurden übrigens an keiner der Stellen kontrolliert. Ich wollt’s ja nur mal angemerkt haben …

In Kambodscha ist die Welt dann endlich wieder in Ordnung: Die Autos fahren auf der rechten Seite. Und noch etwas erinnert an Zuhause: Saftig grüne Wiesen. Wie sehr ich die vermisst habe wurde mir erst klar, als ich mit einem dicken Grinsen im Gesicht zwei Stunden an der Fensterscheibe des Busses geklebt hatte.

Kambodscha besteht fast ausschließlich aus grünen Feldern, die jetzt in der Regenzeit größtenteils überflutet sind. Die Einheimischen fischen in dem knietiefen Wasser und Kinder schwimmen darin. Das zu sehen macht mir den Rückstand und die Armut dieses Landes zum ersten Mal bewusst.

Kambodschas Vergangenheit erinnert mich ein wenig an unsere eigene Geschichte in Deutschland. Das Land wurde in seiner besten Zeit, 1975, von den so genannten Roten Khmer übernommen. Sie haben sich auf brutalste Weise einen eigenen Staat geschaffen. Ein riesiges Arbeitslager. Denn das Volk wurde versklavt, auch Alte, Kranke und Schwache mussten täglich bis zu 15 Stunden auf den Feldern arbeiten. Gelehrte und buddhistische Mönche wurden systematisch umgebracht und über 3000 heilige Tempel zerstört. Über zwei Millionen Menschen sollen in dieser Zeit ihr Leben verloren haben.

Doch während Deutschland seine Vergangenheit seit vielen Jahren aufarbeitet und sich weitestgehend davon erholt hat, ist dieser Prozess in Kambodscha noch ganz am Anfang. Die benachbarten Vietnamesen befreiten das Land zwar bereits 1979 aus der Herrschaft der Roten Khmer, offizieller Frieden herrscht in Kambodscha aber erst seit 1991.

Die Roten Khmer hinterließen Krankheiten, Hungersnot und Gewalt unter den Bürgern.

Heute ist Kambodscha ein wahnsinnig schönes Land mit einer spannenden Geschichte, die ich hoffentlich in den kommenden Tagen noch näher erleben werde.

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